Es gibt etwas, das trägt jeder Werber mit sich wie Queen Elisabeth II ihr Handtäschchen. Die Antwort auf die Frage, wieso Werbung gut ist. Und genau wie Ihre Majestät hat er etwa 200 Stück davon. Kaum eine andere Berufsgruppe hat so eine hochentwickelte Selbstrecht- fertigungskultur. Oder bilde ich mir das nur ein? Ging es nur mir so? In meiner aktiven Zeit als Werbetexterin begleitete mich immer so ein Gefühl, mich für meinen Beruf rechtfertigen zu müssen. Na ja, immer nicht. Eigentlich nur, wenn ich mich mal nicht unter meinesgleichen bewegte, aber immer im Urlaub. Und genau da wurde mir dieses Handtäschchen einst zum Verhängnis. Ich saß auf der Terrasse eines Fischlokals an der Steilküste im
Westen Fuerteventuras. Es genoss den Ruf, das beste Lokal der Insel zu sein, und soweit es mich und meine Makrele betraf, konnte ich das nur unterschreiben. Das Tier war köstlich und der Wein dazu eine Offenbarung. Die Sonne versank sehr dekorativ im Meer und mir gegenüber saß der Mann, den ich heiraten würde. Das hatte ich etwa eine halbe Stunde zuvor beschlossen. Ich war kurz davor, ihn anzusprechen. Zugeblinzelt hatte ich ihm schon. Also. Ich trank noch einen Schluck, und noch einen, und dann fasste ich mir ein Herz. Ich stand auf, ging quer über die Terrasse und fragte, ob ich mich zu ihm setzen dürfte. Mit meiner Makrele. Und er sagte, es wäre ihm ein Vergnügen, gerade habe er mich dasselbe fragen wollen.
Das war´s, dachte ich, geht doch, jetzt muss ich den Kahn nur noch in den Hafen schippern. Doch ich habe es vermasselt. Der Reihe nach…
Ich setzte mich zu ihm und schnell erfuhr ich, dass er Rainer hieß und Arzt war. Arzt. Ich liebte Ärzte, Ärzte sind die Guten. Und Rainer war besonders gut, er arbeitete für Ärzte ohne Grenzen, dies war sein erster Urlaub seit zehn Jahren, er war Mutter Theresa. Vor seinem Urlaubsbeginn hatte er sich um unterernährte Menschen gekümmert. „Und Sie?“, fragte er unvermittelt. „Ich?“ (Ich stopfte mir ein Stück Weißbrot in den Mund,